Wow! Was für eine Headline! „Lust“ und „Erfolg“ – gleich zwei so bedeutungsschwangere und emotional aufgeladene Begriffe in einem Atemzug! Schon ein bisschen dick aufgetragen, nicht? Und überhaupt, ist diese Kombi nicht einigermaßen realitätsfremd? Passt ein Begriff wie Lustgewinn überhaupt ins berufliche Umfeld, bzw. darf denn das sein?

Per Wikipedia-Definition bezieht sich der Begriff „Lust“ [… auf Erfahrung, die sich gut anfühlt, … die den Genuss von etwas beinhaltet]*. Schön, das wäre ja schon einmal recht wünschenswert, denn wer geht nicht gerne einer Tätigkeit nach, die sich „gut“ anfühlt?

Der Eintrag besagt dann auch weiters, dass Lust […in engem Zusammenhang mit Wert, Begierde und Handlung] steht. Und auch diesen Punkt würden wir gerne abhaken, denn selbstverständlich leiten wir unseren persönlichen Wert auch von beruflichen Handlungen und Erfolgen ab und „messen“ unsere Performance daran. Darüber hinaus ist dann aber sogar noch vom „Zustand des Flow“, von „Wohlbefinden“, ja sogar „Glück“ die Rede!!!!

Also, spätestens jetzt ist dann aber auch mal gut, nicht?

Schließlich geht es in unseren Jobs um 40-Stunden-Wochen, die ständig lauernde Bedrohung aufgrund von Mehrfachbelastungen und Dauerstress ins Burn-out abzudriften, das tägliche Hick-Hack mit nervigen Mitarbeiter*innen und /oder Kolleg*innen und zum Drüberstreuen vielleicht auch noch narzisstisch veranlagte Vorgesetzte und Kund*innen!? Wo bitte bleibt da die Lust? Vom Erfolg, der sich auf diesem kargen, von Frustration gedüngten Boden entfalten soll, gar nicht zu reden!

Beruflicher Erfolg – eine geheime Rezeptur?

Und dennoch gibt es sie. Jene Menschen, die diese beiden Begriffe im Zusammenhang mit ihren Jobs ganz selbstverständlich nennen. Die erzählen, wie „wohl“ sie sich in ihren Jobs fühlen, wie sehr sie ihre Arbeit erfüllt und dass es sich „richtig und gut“ anfühlt, genau das zu tun, was sie tun.

Schon beneidenswert, oder?

Und ganz selbstverständlich drängt sich anders Empfindenden die Frage auf: „Wie machen die das, bzw. was machen die anders?“ Die Antwort darauf klingt zunächst geradezu unverfroren banal:

Diese Menschen treffen eine Wahl.

Ganz bewusst, ganz persönlich und – das ist der Wermutstropfen dabei – mit allen Konsequenzen. Denn deren Interpretation von Erfolg mag eventuell ein wenig vom gängigen Verständnis abweichen. Anstatt des angestrebten „höher, schneller, weiter und mehr“ beziehen diese Menschen ihre persönlichen Erfolgserlebnisse primär aus Anerkennung und Wertschätzung, den positiven Feedbacks ihrer Umgebung, als auch Fortschritten und Errungenschaften in ihrer Arbeit. Die monetäre Vergütung ihrer Tätigkeit gehört naturgemäß zwar dazu, ist aber eher zweitrangig.

Das zweite Glück – oder: endlich angekommen!

Hier ein praktisches Beispiel zur Veranschaulichung: Eine ehemalige Kollegin und liebe Freundin von mir, Alleinerzieherin einer damals 17-jährigen Tochter, wurde ganz unvermittelt, kurz vor ihrem 50. Geburtstag mit einem „golden Handshake“ aus ihrem über 25 Jahre, mit hohem Engagement ausgeübten Bürojob, verabschiedet.

Was für ein Wahnsinn – dachte ich zumindest!!! Katastrophe, Zusammenbruch, Panik-Orchester?! Weit gefehlt!

Der Guten kam dieser ungeplante Schubs nämlich ganz recht. Und so hat sie diese anfängliche Herausforderung als „ihre“ Chance an- und wahrgenommen, sich beruflich völlig neu aufgestellt und damit einen Herzenswunsch erfüllt.
Heute – ungefähr 6 Jahre später – begleitet sie, nach erfolgreich absolvierter Schule für Sozialbetreuungsberufe (ja, für ihren Traumjob musste sie auch noch einmal die Schulbank drücken!), Menschen mit Handicap durchs Leben und hat in dieser Aufgabe ihr Glück und ihre Erfüllung gefunden.

Also, ich liebe dieses Beispiel, erzähle und teile es sooft ich kann, denn ich finde, dass es Mut macht!
Mut, sich aus der vermeintlichen Gemütlichkeit in unseren Komfortzonen herauszuwagen, unbekannte Wege zu beschreiten, in unbekannten Wassern zu schwimmen, etwas gänzlich Neues zu beginnen und darin völlig aufzugehen.

Aber dieses Beispiel ist nur eines von vielen, denn auch meine Gespräche mit anderen Frauen, zum Teil Start-Up Gründerinnen beweisen, dass es gerade jetzt – wahrscheinlich auch der momentanen Pandemie-Situation mit Unsicherheit und Unplanbarkeit geschuldet – viele gibt, die ihr Leben neu denken, planen und umsetzen (wollen).
Besonders bemerkenswert bei diesen Neustarts und Umorientierungen ist für mich deren augenscheinliche Alterslosigkeit, denn es scheint auffallend viele jenseits der 50 zu geben, die diesen Schritt wagen.

Ich (ver)traue mich (mir)!

Bitte verstehen Sie mich nicht falsch – dieser Blog-Beitrag soll nicht als Aufforderung verstanden werden, sein Leben auf Biegen und Brechen umzukrempeln, nur weil das jetzt viele tun. Nein, ich möchte ihn vielmehr als Einladung zu bewusster und erwünschter (Ver)Änderung verstanden wissen, für alle jene, die einen Leidensdruck, oder wie im positiven Fall, einfach den Wunsch dazu verspüren. Er soll aber auch Mut und vor allem Lust machen, andere, neue Facetten an sich zu entdecken und zuzulassen, aber gleichzeitig auch das sichere Gefühl vermitteln, dass es niemals zu spät ist, seinem beruflichen Erfolg und Lebensglück – denn diese beiden Dinge sind für mich untrennbar miteinander verbunden – auf die Sprünge zu helfen.

In diesem Sinne: Let`s flow! 😊

Über die Autorin

Birgit Nicolelli-Fulgenzi-Laßnig, gerade noch 48 😉, glücklich verheiratet
Studierte Anglistin/Amerikanistin und Kunsthistorikerin
Marketing-, PR- und CSR-Expertin, Brand Managerin und Mentaltrainerin
Überzeugte Optimistin, neugierige und begeisterte Netzwerkerin

Quellenangaben:

* https://de.wikipedia.org/wiki/Lust